Instinkt & Intuition

Instinkt und Intuition

 

Im heutigen Artikel widme ich mich den beiden Begriffen „Instinkt“ und „Intuition“.

 

Wie immer, wenn wir uns über etwas unterhalten, entsteht das Problem mit den Inhalten. Wörter sind von Mensch zu Mensch mit verschiedenen Inhalten gefüllt. Diese können sich gewaltig unterscheiden. Auch was der ursprüngliche Inhalt eines Wortes war, kann sich gewaltig vom gebräuchlichen umgangssprachlichen Sinn unterscheiden. Oft ist für ursprünglich unterschiedliche Bedeutungen eine Verwässerung in Form einer Vermischung eingetreten.

So auch mit diesen zwei Begriffen: Instinkt und Intuition.

 

Ich werde aus dem Grund beschreiben, was ich darunter verstehe. 

 

Unter Instinkt verstand man ursprünglich das angeborene Erkennen von Verhaltens- und Situationsmuster ohne Einbeziehung des intellektuellen Denkens. Das Wort „Bauchgefühl“ ist ein guter Begriff dafür.

 

Jedes Tier hat Instinkte und da der Mensch auch einen Teil seiner Natur mit den Tieren teilt, hat er Instinkte. Diese sind leider meist durch die Sozialisierung und das intellektuelle Denken verschüttet. Wir müssen Instinkte also nicht entwickeln, sie sind da, wir müssen sie nur ausgraben.

 

In der Sprache der WTU rechnen wir den Instinkt dem Bewegungszentrum zu. Er ist sozusagen der emotionale Anteil im Bewegungszentrum. Da das Bewegungszentrum nur im jetzigen Augenblick wahrnimmt, es also keine Vergangenheit und keine Zukunft kennt, ist der Instinkt etwas, was eine Gesamtsituation im Umfeld des Körpers erkennt. Er nimmt daher etwas wahr, was unser Intellekt, das Denkzentrum unter Umständen nicht erkennt, da es sich in der Regel in Gedanken, also in der Vergangenheit oder Zukunft befindet.

 

Instinkt sollte man aber deutlich von Spekulation unterscheiden. Spekulation ist willkürliches assoziatives Denken, gepaart mit Ängsten.

 

Besonders in der Selbstverteidigung sind Instinkte eine wichtige Sache. Täter sind Jäger und jedes Tier merkt wenn es gejagt wird oder ein Jäger seine Aufmerksamkeit auf es richtet. Auch wir Menschen kennen das: wir spüren etwas und richten unseren Blick irgendwohin und erfassen einen Menschen, der seine Aufmerksamkeit auf uns richtet.

 

Es ist äußerst wichtig den Instinkt wieder auszugraben und zuzulassen ohne ihn durch Pseudorationalisierung hinweg zu interpretieren, weil unser intellektuelles Denken es nicht wahr haben will.

 

Was ist nun „Intuition“? Einige Philosophen nannten sie ganzheitliche transzendentale Wahrnehmung.

Ich sage gern ganzheitliche Wahrnehmung durch eine ausharmonisierte kritische Masse der drei Zentren: Bewegungszentrum, Denkzentrum und Gefühlszentrum.

 

Darauf muss ich nun ein wenig eingehen:

 

Wir sprechen im Zusammenhang mit dem WTU Wing Tsun von sieben Qualitäten:

 

Aufmerksamkeit/Achtsamkeit

Elastizität

Balance

Sensitivität

Gewandtheit/Geschicklichkeit

Timing/Vom rechten Augenblick

Absicht/Wille

 

Auf diese Qualitäten werde ich hier nicht genauer eingehen. Nur so viel: Sind sie auf einem gewissen Niveau entwickelt und vernetzt, dann beginnen zwei weitere Qualitäten zu erwachen und zu wachsen: Klares Denken/Scharfsinnigkeit und Stillen Wissen/Einsicht.

 

Und Intuition ist das Ergebnis von klarem Denken, so wie Empfindsamkeit das Ergebnis von Stillem Wissen ist. 

 

Intuition ist für mich also die Wahrnehmung einer Gesamtsituation unabhängig von Raum und Zeit. Wir erkennen etwas und das, was wir unter intellektuellem Denken verstehen beginnt es am Ende zu reflektieren. 

 

Intuition ist so etwas wie eine vollständige ganzheitliche „Weltwahrnehmung“ in der alle drei Zentren involviert sind. Es ist Sozusagen die „höhere“ Funktion des Denkens. 

 

Was kann uns helfen, sowohl beim Instinkt, als auch bei der Intuition: „Natürlichkeit“!

 

Darunter verstehe ich nicht alternatives Denken, sondern die Einfachheit die allem innewohnt, jenseits der künstlichen, verschrobenen Verhaltensmuster und Lebensmuster die gerne als höherwertig betrachtet werden. Wieso hilft uns Natürlichkeit? Weil uns Natürlichkeit nahe an der Wirklichkeit hält und wir nicht in einer virtuellen Scheinwelt versinke, das immer auch zu einem starken Ungleichgewicht der drei Zentren zur Folge hat.

 

Noch kurz zur Empfindsamkeit, was nicht Emotionalität ist. Empfindsamkeit ist ebenso wie Intuition eine vollständige Wahrnehmung des Seins. Es ist sozusagen die „höhere“ Funktion des Fühlens.

 

Das Leben in seiner Vollständigkeit ist einfach, das zu akzeptieren aber nicht leicht :-)

 

 

SALVE

Si-Fu / Si-Gung 

GM Alfred Johannes Neudorfer